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Schematherapie – Info & Fragebögen

Schematherapie – Fragebögen

Auf der folgenden Seite finden Sie neben den Schemafragebögen, Informationen rund um die Schemata und Modis.

SCHEMAFRAGEBÖGEN

SCHEMA & SCHEMATHERAPIE

Fühlen Sie sich immer wieder in Beziehungen zu Menschen hingezogen, die Ihnen gegenüber kalt sind?
Finden Sie, dass sogar diejenigen, die Ihnen am nächsten stehen, sich nicht genügend um Sie kümmern oder Sie nicht richtig verstehen?
Fühlen Sie sich in Ihrem Innersten in irgendeiner Hinsicht unzulänglich, und glauben Sie, dass niemand der Sie wirklich kennen würde, Sie lieben und akzeptieren könnte?
Stellen Sie die Bedürfnisse anderer über Ihre eigenen, mit der Folge, dass Ihre Bedürfnisse nie erfüllt werden – und wissen Sie deshalb nicht einmal was echte Bedürfnisse sind?
Fürchten Sie, irgendetwas Schreckliches werde geschehen, und löst dies deshalb sogar ein leichtes Halsweh die Furcht vor schweren Krankheiten aus?
Fühlen Sie sich ungeachtet allen öffentlichen Beifalls und aller gesellschaftlicher Bestätigung, die Sie erhalten, weiter unglücklich, unerfüllt oder unwürdig?
Wir nennen Muster wie die soeben beschriebenen „Lebensfallen“ oder „Schemata”. Es gibt achtzehn solcher „Lebensfallen“.
Eine Lebensfalle ist ein Muster, das in der Kindheit entsteht und sich während des ganzen Lebens immer wieder manifestiert. Es ist durch etwas entstanden, das Mitglieder unserer Familie oder andere Kinder uns angetan haben. Wir sind verlassen, kritisiert, übermäßig beschützt, missbraucht, misshandelt oder ausgeschlossen worden, oder uns wurde etwas vorenthalten: Wir sind auf irgendeine Weise geschädigt worden. Irgendwann wird eine Lebensfalle zu einem festen Bestandteil von uns. Noch lange nach dem Verlassen des Elternhauses fahren wir fort, Situationen so zu organisieren, dass wir in ihnen schlecht behandelt, ignoriert oder von anderen beherrscht werden und dass es uns nicht gelingt, die uns wichtigsten Ziele zu erreichen.
Lebensfallen bestimmen unser Denken, Fühlen und Handeln und die Art wie wir zu anderen Menschen in Beziehung treten. Sie aktivieren starke Gefühle wie Ärger/Wut, Traurigkeit und Angst. Selbst wenn es scheint, als ob wir alles hätten was wir uns nur wünschen – gesellschaftliches Ansehen, eine ideale Ehe, den Respekt der Menschen in unserer Umgebung, beruflichen Erfolg-, sind wir oft nicht in der Lage, das Leben zu genießen oder wir glauben selbst nicht an unsere Erfolge.

GRUNDBEDÜRFNISSE

Was braucht ein Kind? Die Schematherapie orientiert sich an Grundbedürfnissen die ein Menschenkind braucht, sowie an den Erscheinungen die bei Nicht-Deckung dieser im Erwachsenenalter auftreten. In den therapeutischen Sitzungen, werden traumatische Situationen mittels Reparenting imaginativ durchgearbeitet um den fehlenden Ausdruck dieser nicht erfüllten Grundbedürfnisse Ausdruck zu verleihen und die Situation in einen adäquaten Rahmen zu rücken.

Weiters gibt es den Begriff der Schema-Modi: Zu unterschiedlichen Zeitpunkten ist der Klient abwechselnd in Verhaltens- und Gemütszuständen. In den verschiedenen Modi sind jeweils andere Schemata aktiviert und dominant.

Der Schemafragebogentest, sowie die Therapie sollen helfen, Ihre Schemata oder Lebensfallen im allgemeinen zu identifizieren, sie jeweils beim Auftreten in den jeweiligen Situationen zu erkennen, sowie die darin enthaltenen Selbstaussagen (zB „ich verdiene es nicht geliebt zu werden“) zu wiederlegen. In einem letzten Schritt geht es um das Finden von alternativen Verhaltensweisen bzw. dem Durchbrechen des Musters auf der Verhaltensebene (zB beim Schema „Verlassenheit“ welches zum Anklammern in den Beziehungen führt und die Beziehung gefährdet; lernen dem Partner mehr Raum zu geben).

Literatur: „Sein Leben neu erfinden“ – Jeffrey E. Young, Janet S. Klosko – Junfermann
PS: Falls Sie dieses Buch kaufen möchten, wundern Sie sich nicht; hier gibt es nur 11 statt 18 Lebensfallen. Für Sie werden die ersten fünf Kapitel interessant sein. In den übrigen Kapiteln sind die jeweiligen Lebensfallen bzw. Schemata detailliert beschrieben.

WAS EIN KIND BRAUCHT

Unsere Kindheit braucht nicht unbedingt perfekt verlaufen zu sein, damit es uns als Erwachsenen relativ gut geht. Es reicht, wenn sie, wie D.W. Winnicott gesagt hat, „gut genug“ ist. Ein Kind hat bestimmte zentrale Bedürfnisse nach grundlegender Sicherheit, nach Verbundenheit mit anderen, Autonomie, Selbstachtung, Selbstausdruck und realistischen Grenzen. Werden diese Bedürfnisse erfüllt, entwickelt sich das Kind in psychischer Hinsicht gewöhnlich gut. Probleme entstehen in der Regel nur, wenn die Bedürfnisse des Kindes weitgehend unerfüllt bleiben. Solche Defizite sind das, was Lebenswillen beinhalten.

Autonomie

 Lebensfallen Abhängigkeit und Verletzbarkeit
Autonomie ist die Fähigkeit des Menschen, sich von seinen Eltern zu trennen und unabhängig zu leben, ähnlich wie andere Menschen gleichen Alters. Es geht darum, das Elternhaus zu verlassen, ein eigenes Leben zu führen, eine Identität aufzubauen und eigenständige Ziele und Orientierungen zu entwickeln, die nicht völlig von der Unterstützung oder Anleitung unserer Eltern abhängig sind. Autonomie ist die Fähigkeit als Individuum zu handeln – ein Selbst zu haben.
Falls die Familie, in der Sie aufgewachsen sind Autonomie gefördert hat, haben Sie von Ihren Eltern gelernt, was Sie für ein wirtschaftlich unabhängiges Leben brauchen; Sie sind ermutigt worden Verantwortung zu übernehmen; und Sie haben ein gutes Urteilsvermögen entwickelt und verstehen es zu nutzen. Ihre Eltern haben Sie ermutigt sich in die Welt hinauszuwagen und mit Gleichaltrigen zu interagieren. Statt Sie zu beschützen, haben Ihre Eltern Ihnen vermittelt, daß die Welt ein sicherer Ort ist und daß Sie selbst für Ihre Sicherheit sorgen können. Außerdem sind Sie zum Aufbau einer eigenständigen Identität ermutigt worden.
Oder Sie sind in einer weniger positiven Umgebung aufgewachsen, in der Abhängigkeit und symbiotische Beziehungen gefördert wurden. In diesem Fall haben Ihre Eltern Ihnen nicht beigebracht für sich selbst zu sorgen, sondern möglicherweise alles für Sie getan und Ihre Bemühungen, Dinge selbst in die Hand zu nehmen, unterminiert. Auf diese Weise haben Sie gelernt, daß die Welt gefährlich ist, und Sie sind ständig vor Gefahren und drohenden Krankheiten gewarnt worden. Vielleicht haben Ihre Eltern auch alles getan, um Sie davon abzubringen Ihren natürlichen Neigungen zu folgen. Außerdem konnten sie Ihnen beigebracht haben, daß Sie sich weder auf Ihr eigenes Urteil noch auf Ihre eigenen Entscheidungen verlassen sollten, wenn Sie in der Welt zurechtkommen wollen.
Sich so sicher zu fühlen, daß man Lust hat, „auf eigene Faust“ etwas zu unternehmen ist ein Aspekt der Autonomie. Andere sind, daß man sich kompetent genug fühlt mit Alltagsaufgaben fertig zu werden und ein eigenständiges Selbstgefühl zu entwickeln. Bei den zwei letztgenannten Eigenschaften geht es mehr um die Lebensfalle Abhängigkeit.
Wenn die Lebensfälle Abhängigkeit bei Ihnen eine wichtige Rolle spielt, haben Sie nicht das Gefühl unabhängig in der Welt leben zu können. Vielleicht haben Ihre Eltern Sie zu sehr behütet, indem sie alle Entscheidungen für Sie trafen und Ihnen jegliche Verantwortung abnahmen. Vielleicht haben sie Ihre Bemühungen um Eigenständigkeit auf subtile Weise unterminiert und Ihre Versuche sich auf eigene Füße zu stellen immer wieder kritisiert. Deshalb fühlen Sie sich im Erwachsenenalter nicht in der Lage, ohne Anleitung, Rat und finanzielle Unterstützung von Menschen auszukommen, die Sie für stärker und klüger als Sie selbst halten. Selbst wenn Sie sich von Ihren Eltern räumlich distanzieren – und vielen gelingt nicht einmal das, suchen Sie den Kontakt zu einer anderen Elternfigur. Ein Partner oder Ihr Chef fungiert dann für Sie als Elternersatz.
Menschen, die sich von anderen abhängig machen, haben oft ein unentwickeltes oder verstricktes Selbstgefühl. Ihre Identität ist mit derjenigen eines Elternteils oder ihres Ehepartners verschmolzen. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Frau, die völlig im Leben ihres Mannes aufgeht und das Gefühl verliert, eine eigene Identität zu haben. Sie tut alles, was ihr Mann von ihr erwartet. Sie hat keine eigenen Freunde oder Freundinnen, keine eigenen Interessen und keine eigene Meinung. Und sie spricht ausschließlich über das Leben ihres Mannes.
Sich so sicher zu fühlen, daß man sich frei in der Welt bewegen kann, sich kompetent zu fühlen und ein starkes Selbstempfinden zu entwickeln – dies sind die Bestandteile der Autonomie.

Verbundenheit mit anderen

Lebensfallen Emotionale Entbehrung und Soziale Isolation
Um ein Gefühl der Verbundenheit zu entwickeln, brauchen wir Liebe, Aufmerksamkeit, Empathie, Respekt, Zuneigung, Verständnis und Anleitung. Wir brauchen diese Dinge sowohl von unserer Familie als auch von anderen Menschen unseres Alters, mit denen wir Umgang pflegen.
Es gibt zwei Formen der Verbundenheit mit anderen. Für die erste ist Vertrautheit charakteristisch. Gewöhnlich ist für die Beziehungen zu anderen Familienmitgliedern, Liebespartnern und sehr guten Freunden Vertrautheit kennzeichnend. Dies sind unsere engsten emotionalen Verbindungen. In ihnen empfinden wir die Art von Verbundenheit, die Menschen ihrer Mütter oder ihrem Vater gegenüber empfinden. Die zweite Form von Verbundenheit mit anderen betrifft unsere sozialen Verbindungen. Dabei geht es um das Gefühl der Zugehörigkeit, des Hineinpassens in eine größere soziale Einheit. Soziale Beziehungen sind solche zu Freunden und Gruppen innerhalb einer Gemeinschaft oder eines Gemeinwesens.
Probleme, die mit der Verbundenheit zu anderen Menschen zusammenhängen, können sehr subtil sein. Vielleicht erwecken Sie den Eindruck, perfekt in Ihre Umgebung hineinzupassen. Sie haben eine Familie, andere Menschen, die Ihnen lieb und wert sind, oder sind in eine Gemeinschaft integriert. Doch tief innerlich fühlen Sie sich von allen abgeschnitten. Sie sind einsam und sehnen sich nach einer Art von Beziehung, die Sie nicht haben. Nur jemand, der sehr genau hinschaut, vermag zu erkennen, daß Sie mit den Menschen, die Sie umgeben, im Gründe nicht verbünden sind. Sie halten andere Menschen auf Distanz. Sie lassen niemanden zu nahe an sich heran. Ihre Probleme können aber auch noch extremere Ausmaße annehmen. Vielleicht sind Sie ein „Loner“ – jemand, der immer allein gewesen ist, ein „Einzelgänger“,.
Wir unterscheiden drei Arten von Entbehrung, die Menschen in ihrer Kindheit erleben können: Es kann ihnen an nährender Zuwendung, Empathie und Anleitung fehlen.
Falls Sie Schwierigkeiten haben, sich anderen Menschen verbündet zu fühlen, leiden Sie ganz bestimmt unter Einsamkeit. Vielleicht haben Sie das Gefühl, daß niemand Sie wirklich kennt und daß keinem Menschen etwas an Ihnen liegt (die Lebensfalle Emotionale Entbehrung). Oder Sie fühlen sich von der Welt isoliert und überall fehl am Platz (die Lebensfalle Soziale Isolation). Sie leiden unter einem Gefühl der Leere – unter einem Hunger nach Verbundenheit.

Grundsicherheit

Lebensfallen Verlassenheit sowie Mißtrauen und Mißbrauch
Einige Lebensfallen sind zentraler als andere. Am wichtigsten sind diejenigen, bei denen es um die Grundsicherheit geht. Sie entstehen sehr früh. Manchmal sind sie schon beim Säugling erkennbar. Für ein so kleines Kind ist es absolut unverzichtbar, daß es sich sicher fühlen kann. Das entscheidet bei ihm über Leben und Tod. Bei diesen Lebensfallen geht es darum, wie ein Kind von den Mitgliedern seiner eigenen Familie behandelt wird. Die Gefahr, im Stich gelassen, mißbraucht oder mißhandelt zu werden, geht in solchen Fällen von den Menschen aus, die dem Kind am nächsten stehen – von denjenigen, die uns eigentlich lieben, sich um uns kümmern und für uns sorgen sollten.
Menschen, die in ihrer Kindheit mißbraucht, mißhandelt oder im Stich gelassen worden sind, sind am stärksten geschädigt. Sie fühlen sich nirgendwo sicher. Sie haben das Gefühl, daß jeden Moment irgend etwas Schreckliches passieren kann – daß ein Mensch, den sie lieben, sie verletzen oder verlassen könnte. Ihre Stimmungen sind sehr intensiv und sprunghaft, und sie verhalten sich sehr impulsiv und selbstschädigend.
Ein Kind braucht eine sichere, stabile familiäre Umgebung. In einem sicheren Zuhause können Kinder sich darauf verlassen, daß ihre Eltern für sie erreichbar sind. Die Eltern sind körperlich und emotional für die Kinder da. Niemand wird schlecht behandelt. Bei Streitigkeiten werden gewisse Grenzen nicht überschritten. Niemand stirbt oder läßt ein Kind länger allein.
Wenn z.B. ein Elternteil von Ihnen alkoholkrank war, kann man davon ausgehen, daß Ihr Bedürfnis nach Sicherheit nicht völlig erfüllt worden ist.Ein Kind, das sich sicher fühlt, kann sich entspannen und Vertrauen entwickeln. Ein zentrales Gefühl der Sicherheit ist die Grundlage für alles andere. Ohne ein solches Gefühl kann kaum etwas geschehen. Ohne dieses Gefühl können wir uns anderen Entwicklungsausgaben nicht zuwenden, weil ein so großer Anteil unserer Energie dann für Sorgen bezüglich unserer Sicherheit verbraucht wird, daß für andere Dinge kaum noch etwas übrig bleibt.
Die Reinszenierung in der Kindheit erlebter Unsicherheit ist besonders gefährlich. Die Folge kann sein, daß Sie sich von einer selbstschädigenden Beziehung in die nächste stürzen. Oder Sie meiden Beziehungen generell.

Selbstachtung

Lebensfallen: Unzulänglichkeit und Versagen
Selbstachtung ist das Gefühl, daß wir in unserem privaten, gesellschaftlichen und beruflichen Leben von Wert sind. Selbstachtung entwickeln wir, wenn wir uns als Kinder in unserer Familie, von Freunden und in der Schule geliebt und respektiert fühlen.
Im Idealfall ist unsere Selbstachtung in unserer Kindheit gestärkt worden. Wir hatten dann das Gefühl von unserer Familie geliebt und geschätzt zu werden, unsere Spiel- und Schulkameraden haben uns akzeptiert, und in der Schule waren wir erfolgreich. Wir sind gelobt und ermutigt worden, und übertriebene Kritik oder Ablehnung sind uns erspart geblieben.
Es könnte Ihnen aber auch anders ergangen sein. Vielleicht hat ein Elternteil oder ein Bruder bzw. eine Schwester Sie ständig kritisiert und an nichts von dem, was Sie taten, ein gutes Haar gelassen. Deshalb hatten Sie das Gefühl, nicht liebenswert zu sein. Oder Gleichaltrige haben Sie abgelehnt, und deshalb haben Sie das Gefühl entwickelt, nicht erwünscht zu sein. Oder Sie fühlten sich in der Schule oder beim Sport als Versager.
Die Folge ist, daß Sie sich im Erwachsenenalter in bestimmten Bereichen Ihres Lebens unsicher fühlen. Ihnen fehlt es dort an Selbstvertrauen – beispielsweise in engen, intimen Beziehungen, in sozialem Kontakt oder im beruflichen Umfeld. In den Bereichen, in denen Sie verletzlich sind, fühlen Sie sich anderen Menschen unterlegen. Sie reagieren sehr empfindlich auf Kritik und Zurückweisung. Weil neu auftauchende Schwierigkeiten bei Ihnen starke Angst hervorrufen, meiden Sie diese Herausforderungen oder werden zumindest kaum damit fertig.
Die beiden Lebensfallen, die für die Selbstachtung eine Rolle spielen, sind Unzulänglichkeit und Versagen. Es handelt sich dabei um Gefühle der Wertlosigkeit im persönlichen und beruflichen Leben. Die Lebensfalle Versagen beinhaltet ein Gefühl der Unzulänglichkeit in Hinblick auf Leistung und beruflichen Erfolg. Sie haben das Gefühl, weniger erfolgreich, talentiert oder intelligent als andere Menschen Ihres Alters zu sein.
Die Lebensfalle Unzulänglichkeit beinhaltet das Gefühl, daß Sie von grundsätzlichen, nicht behebbaren Mängeln gezeichnet sind – daß andere Menschen Sie umso weniger mögen werden, je besser sie Sie kennenlernen. Die Lebensfalle Unzulänglichkeit manifestiert sich oft in Verbindung mit anderen Lebensfallen.
Schädigungen unserer Selbstachtung bzw. unseres Selbstwertgefühls lassen uns Scham empfinden. Scham ist bei Problemen dieser Art die vorherrschende Emotion. Wenn die Lebensfallen Unzulänglichkeit und/oder Versagen bei Ihnen eine wichtige Rolle spielen, ist Ihr Leben von Scham geprägt.

Selbstausdruck

Lebensfallen Unterwerfung und Überhöhte Standards
Selbstausdruck ist die Freiheit, sich auszudrücken – die eigenen Bedürfnisse, Gefühle (einschließlich Ärger/Wut) und natürliche Neigungen. Um dazu in der Lage zu sein, benötigen wir die Überzeugung, daß unsere eigenen Bedürfnisse ebenso wichtig sind wie die anderer Menschen. In einer frühen Umgebung, die den Selbstausdruck fördert, werden wir zur Entdeckung unserer eigenen natürlichen Interessen und Präferenzen ermutigt. Unseren Bedürfnissen und Wünschen wird bei Entscheidungsprozessen Rechnung getragen. Wir können Emotionen wie Traurigkeit und Ärger/Wut ausdrücken, sofern andere Menschen dadurch nicht schwerwiegend geschädigt werden. Es wird uns ganz generell gestattet, uns spielerisch, ungehemmt und enthusiastisch zu verhalten. Wir werden ermutigt, uns in ein gesundes Gleichgewicht zwischen Spiel und Arbeit zu bemühen. Die Leistungsmaßstäbe an denen unsere Aktivitäten gemessen werden sind maßvoll.
Wenn Sie in einer Familie aufwachsen, die Sie am Selbstausdruck hindert, werden Sie wahrscheinlich bestraft, wenn Sie Ihre Bedürfnisse, Präferenzen oder Gefühle ausdrücken, oder man vermittelt Ihnen wegen derartiger Tendenzen sogar Schuldgefühle. Die Bedürfnisse und Gefühle Ihrer Eltern gelten als wichtiger als die Ihren. Ihnen wird ein Gefühl der Machtlosigkeit vermittelt. Und wenn Sie sich spielerisch und ungehemmt verhalten, werden Sie beschämt. Arbeit, Erfolg und Leistung werden überbetont auf Kosten von Freude und Annehmlichkeiten. Ihre Eltern sind nicht zufrieden solange Ihre Leistungen nicht absolut perfekt sind.
Drei Anzeichen weisen auf eine Einschränkung des Selbstausdrucks hin:
Das erste von diesen ist, daß Sie gegenüber anderen Menschen extrem entgegenkommend sind. Sie versuchen ständig, es anderen recht zu machen, und kümmern sich permanent um alle. Sie sind übertrieben bescheiden, fast wie ein Märtyrer. Ihre eigenen Bedürfnisse scheinen Sie überhaupt nicht zu interessieren. Sie ertragen es nicht, andere in Ihrer Umgebung leiden zu sehen, und Sie stellen Ihre eigenen Bedürfnisse stets zurück, um anderen zu helfen. Es kann sein, daß Sie soviel für andere tun, daß diese unter Schuldgefühlen leiden, wenn sie mit Ihnen zusammentreffen. Innerlich können Sie sich schwach und passiv fühlen – und wenn all Ihr Geben nicht gewürdigt wird, werden Sie ärgerlich. Sie lassen Ihr Leben zu sehr von den Bedürfnissen anderer Menschen bestimmen.
Das zweite Anzeichen dafür, daß Sie im Bereich des Selbstausdrucks Probleme haben, ist, daß Sie übermäßig gehemmt und kontrolliert sind. Vielleicht sind Sie arbeitssüchtig, ein Workaholic, und Ihr ganzes Leben kreist um Ihre Arbeit. Dabei kann es um Ihren beruflichen Erfolg, aber auch um andere Dinge gehen. Vielleicht setzen Sie alles daran, jederzeit wunderschön auszusehen oder Ihren gesamten Besitz immer makellos sauber zu halten, oder Sie bemühen sich, alles stets richtig und perfekt zu tun.
Möglicherweise sind Sie emotional sehr abgestumpft, und in Ihrem Leben gibt es für Spontaneität keinen Raum. Sie unterdrücken Ihre natürlichen Reaktionen auf Ereignisse. Ganz gleich, ob das so ist, weil Sie das Gefühl haben, Sie müßten tun, was andere Menschen von Ihnen erwarten (die Lebensfalle Unterwerfung), oder deshalb, weil Sie glauben, irgendeinem unerreichbar hohen Maßstab gemäß leben zu müssen (die Lebensfalle Überhöhte Standards), in jedem Fall haben Sie das Gefühl, Ihr Leben nicht genießen zu können. Ihr Leben ist düster und freudlos. Irgendwie schaffen Sie es, sich jegliche Freude und Entspannung zu rauben.
Das dritte Anzeichen für Probleme im Bereich des Selbstausdrucks ist starke unterdrückte Wut. Dann glimmt untergründig chronischer Groll, der gelegentlich ganz unerwartet zum Ausdruck gelangt und nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Dazu kann kommen, daß Sie sich depressiv fühlen. Sie sind in fruchtlosem alltäglichem Einerlei gefangen. Ihr Leben kommt Ihnen leer vor. Sie tun alles, was von Ihnen zu tun erwartet wird, aber das macht Ihnen nicht den geringsten Spaß.

Realistische Grenzen

Lebensfalle Anspruchshaltung
Probleme, die das realistische Definieren von Grenzen betreffen, sind in mancherlei Hinsicht das Gegenteil der Probleme, die den Selbstausdruck betreffen. Wenn Ihnen der Selbstausdruck unmöglich gemacht wird, sind Sie übermäßig kontrolliert. Sie unterdrücken ihre eigenen Bedürfnisse und kümmern sich vorrangig um die Bedürfnisse anderer. Wenn es Ihnen schwerfällt, realistische Grenzen zu setzen, kümmern Sie sich so stark um Ihre eigenen Bedürfnissen, daß es der Geringschätzung anderer Menschen gleichkommt. Diese Tendenz kann so stark sein, daß andere Sie als egoistisch, anspruchsvoll, kontrollbesessen, egozentrisch und narzißtisch ansehen. Dazu können Probleme mit der Selbstkontrolle kommen. Sie sind so impulsiv oder emotional, daß Sie Ihre langfristigen Ziele kaum zu erreichen vermögen. Sofortige Belohnung ist für Sie stets das Wichtigste. Langweilige Routineaufgaben auszuführen empfinden Sie als unerträglich. Sie lernen, daß Sie jemand besonderes sind und dazu berechtigt sind, alles so zu machen, wie es Ihnen paßt.
Realistische Grenzen anzuerkennen bedeutet, daß wir realistische innere und äußere Grenzen unseres eigenen Verhaltens akzeptieren. Dies schließt die Fähigkeit ein, die Bedürfnisse anderer zu verstehen und sie bei unseren eigenen Aktivitäten zu berücksichtigen – ein faires, ausgewogenes Verhältnis zwischen der Befriedigung unserer eigenen Bedürfnisse und der Berücksichtigung der Bedürfnisse anderer zu erreichen. Außerdem geht es um die Fähigkeit, die Selbstkontrolle und Selbstdisziplin zu entwickeln, die wir brauchen, um unsere Ziele erreichen und Bestrafung durch die Gesellschaft vermeiden zu können.
Wenn wir in einer Umgebung aufwachsen, in der uns realistische Grenzen nahegebracht werden, legen unsere Eltern Konsequenzen für Verhaltensweisen fest, die eine realitätskonforme Selbstzügelung und Selbstdisziplin belohnen. Wir werden nicht übermäßig verwöhnt, und man gesteht uns kein übertriebenes Maß an Freiheit zu. Man lehrt uns, Verantwortung zu übernehmen. Wir müssen unsere Hausaufgaben und unsere Haushaltspflichten erledigen. Unsere Eltern helfen uns, uns in die Sichtweise anderer Menschen hineinzuversetzen und ihren Bedürfnissen gegenüber sensibel zu sein. Man bringt uns bei, andere Menschen nicht unnötig weh zu tun. Wir lernen, die Rechte und Freiheiten anderer zu achten.
Aber vielleicht hat man Ihnen in der Kindheit nicht beigebracht, sich an realistischen Grenzen zu orientieren. Vielleicht waren Ihre Eltern übertrieben nachgiebig und tolerant, und sie haben Ihnen gegeben, was immer Sie wollten. Sie wurden für manipulatives Verhalten belohnt – denn jedesmal wenn Sie einen Wutanfall bekamen, ließ man Ihnen Ihren Willen. Ihre Eltern haben Sie nicht ausreichend betreut. Sie haben Ihnen gestattet, Ihrem Ärger uneingeschränkt Ausdruck zu geben. Sie haben nie gelernt, was Gegenseitigkeit bedeutet. Sie sind nicht dazu angehalten worden, sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen, und Sie haben auch nicht gelernt, auf die Gefühle anderer Menschen Rücksicht zu nehmen. Man hat Ihnen weder Selbstdisziplin noch die Fähigkeit, sich selbst zu kontrollieren, beigebracht. Durch alle diese Mängel kann die Lebensfalle Anspruchshaltung entstehen.
Einem anderen Szenario gemäß haben Ihre Eltern sich Ihnen gegenüber emotional kalt und abweisend verhalten. Als Kind wurden Sie ständig kritisiert und in Ihrem Wert herabgesetzt. Später im Leben entstand bei Ihnen dann das Gefühl, Sie hätten Anspruch auf bestimmte Dinge, und auf diese Weise versuchten Sie, die erlittene Entbehrung und Entwertung auszugleichen.
Eine ausgeprägte Anspruchshaltung kann Ihr ganzes Leben schädigen. Irgendwann haben andere Menschen genug von Ihnen und verlassen Sie oder rächen sich an Ihnen. Ihr Partner distanziert sich von Ihnen, Ihre Freunde verbringen ihre Freizeit nicht mehr mit Ihnen, Sie verlieren Ihre berufliche Stellung. Falls Ihr Problem darin besteht, daß es Ihnen schwerfällt, Grenzen zu setzen sowie Selbstdisziplin und Selbstkontrolle zu entwickeln, kann darunter schlimmstenfalls sogar Ihre Gesundheit leiden. Vielleicht rauchen Sie dann zuviel, werden drogenabhängig, trainieren Ihren Körper zu wenig oder essen zuviel. Es kann sogar sein, daß Sie kriminelle Handlungen begehen – beispielsweise bekommen Sie einen Weinanfall und bedrohen in diesem Zustand jemanden, oder Sie werden wegen Trunkenheit am Steuer inhaftiert. Probleme mit der Selbstdisziplin können ebenfalls bewirken, daß es Ihnen nicht gelingt, Ihre Ziele im Leben zu erreichen. Vielleicht fällt es Ihnen schwer, sich so zu disziplinieren, daß Sie die erforderliche Arbeit tun können.
Menschen mit Grenzsetzungsproblemen machen anderen oft Vorwürfe und beschuldigen sie. Statt zu erkennen, daß sie selbst ihre Probleme verursacht haben, geben sie anderen die Schuld daran. Menschen mit diesem Verhalten glauben, daß andere Probleme haben, nicht sie selbst.

DIE 18 SCHEMATAS

Emotionale Entbehrung

Die Lebensfalle Emotionale Entbehrung beinhaltet die Überzeugung, daß andere Menschen Ihr Bedürfnis nach Liebe niemals ausreichend erfüllen werden. Sie haben das Gefühl, niemandem wirklich wichtig zu sein oder von niemandem völlig verstanden zu werden. Weil Sie sich häufig zu kalten und abweisenden Menschen hingezogen fühlen oder weil Sie selbst kalt und abweisend sind, erweisen sich die Beziehungen, die Sie aufbauen, stets als unbefriedigend. Sie fühlen sich betrogen, und Sie schwanken zwischen dem Gefühl des Ärgers und dem Gefühl der Verletztheit und Einsamkeit. Die Ironie der Situation liegt darin, daß Sie andere Menschen durch Ihren Ärger von sich wegtreiben und dadurch das Mangelerleben perpetuieren.

Verlassenheit / Instabilität

Die Lebensfalle Verlassenheit/Instabilität beinhaltet das Gefühl, daß wichtige Bezugspersonen Sie verlassen werden und daß Sie emotional Ihr Leben lang isoliert bleiben werden. Ganz gleich ob Sie fürchten, daß die Menschen, die Ihnen nahestehen, sterben werden, daß sie den gemeinsamen Haushalt für immer verlassen werden oder daß sie Sie zugunsten eines anderen, bevorzugten Partners im Stich lassen werden, in jedem Fall fühlen Sie sich in irgendeiner Hinsicht allein gelassen. Und aufgrund dieser Überzeugung klammern Sie sich möglicherweise zu stark an die Menschen, die Ihnen am nächsten stehen. Tragischerweise treiben Sie die Betreffenden durch ein Verhalten dieser Art erst recht in die Flucht. Dieses kontraproduktive Verhalten kann sogar so weit gehen, daß Sie selbst auf völlig normale zeitweilige Trennungen aufgebracht oder ärgerlich reagieren.

Misstrauen / Missbrauch

Die Lebensfalle Mißtrauen und Mißbrauch beinhaltet die Erwartung, daß andere Menschen Sie auf irgendeine Weise verletzen oder mißhandeln bzw. mißbrauchen werden – daß Sie von den Betreffenden betrogen, angelogen, manipuliert, gedemütigt, körperlich verletzt oder auf andere Weise schlecht behandelt werden. Wenn diese Lebensfalle bei Ihnen eine wichtige Rolle spielt, verbergen Sie sich hinter einer Mauer des Mißtrauens, um sich zu schützen. Sie lassen andere nie zu nahe an sich herankommen. Sie mißtrauen den Absichten anderer generell, und Sie nehmen grundsätzlich das Schlimmstmögliche an. Sie erwarten, daß die Menschen, die Sie lieben, Sie verraten und betrügen werden. Entweder meiden Sie Beziehungen grundsätzlich, oder Sie lassen sich nur auf sehr oberflächliche Beziehungen ein, in denen Sie sich nicht öffnen. Es kann auch sein, daß Sie Beziehungen zu Menschen eingehen, die Sie schlecht behandeln, mit der Folge, daß Sie sich ihnen gegenüber wütend und rachsüchtig fühlen.

Soziale Isaolation / Entfremdung

Bei der Lebensfälle Soziale Isolation/Entfremdung geht es um Ihre Beziehungen zu Freunden und Gruppen. Sie fühlen sich vom Rest der Welt isoliert oder fühlen sich anders als alle Menschen, die Sie kennen. Wenn diese Lebensfälle bei Ihnen eine Rolle spielt, fühlten Sie sich als Kind von Gleichaltrigen ausgeschlossen. Es gab keine Gruppe, der Sie angehörten. Vielleicht hatten Sie eine ungewöhnliche Eigenart und fühlten sich deshalb in irgendeiner Hinsicht anders. Als Erwachsener erhalten Sie diese Lebensfalle hauptsächlich durch den Bewältigungsstil Vermeiden aufrecht. Sie pflegen keinen Kontakt zu Gruppen und schließen keine Freundschaften.
Vielleicht fühlten Sie sich als Kind ausgeschlossen, weil andere Kinder irgend etwas an Ihnen ablehnten. Deshalb hatten Sie das Gefühl, sozial unerwünscht zu sein. Deshalb haben Sie möglicherweise im Erwachsenenalter das Gefühl, häßlich, sexuell unattraktiv, von niederem Status, kommunikationsunfähig, langweilig oder in anderer Hinsicht mit Mängeln behaftet zu sein, Sie reinszenieren die Zurückweisung, die in der Kindheit erlebte Zurückweisung – Sie fühlen sich und handeln in sozialen Situationen, als seien Sie minderwertig.
Das bei einem Menschen die Lebensfalle Soziale Isolation eine Rolle spielt, ist nicht immer leicht zu erkennen. Viele Menschen dieser Art fühlen sich in einer vertrauten Umgebung recht wohl und können in einem solchen Umfeld ein recht hohes Maß an sozialer Kompetenz entfalten. Ihre Lebensfalle gelangt in der Kommunikation mit einem einzelnen, vertrauten Partner nicht zum Ausdruck. Manchmal sind wir erstaunt, wenn wir merken wie ängstlich und distanziert sich diese Menschen auf Partys, in Schulklassen und Kursen, bei Versammlungen oder bei der Arbeit verhalten. Rastlosigkeit ist für sie typisch – das unablässige Bemühen einen Platz zu finden, an dem sie sich wohl und zugehörig fühlen können.

Unzulänglichkeit / Scham

Wenn Sie unter der Lebensfalle Unzulänglichkeit / Scham leiden, fühlen Sie sich innerlich mit Makeln behaftet und unzulänglich. Sie glauben, daß Sie jedem, der Ihnen so nahe kommt, daß er Sie wirklich kennenlernt, als grundsätzlich nicht liebenswert erscheinen müssen, weil der Betreffende Ihre Unzulänglichkeit dann deutlich wahrnehmen würde, Als Kind fühlten Sie sich in Ihrer Familie nicht als die Person geachtet, die Sie waren. Statt dessen wurden Ihre »Fehler« kritisiert. Sie machten sich selbst Vorwürfe – und Sie hatten das Gefühl, es nicht wert zu sein, geliebt zu werden. Im Erwachsenenalter fürchten Sie sich vor Liebe. Weil Sie kaum glauben können, daß Ihnen nahestehende Menschen Sie schätzen könnten, erwarten Sie, zurückgewiesen zu werden.

Sie können:

  • Privater Art sein: zB Egoismus, impulsiver Wut und unakzeptablen sexuellen Wünschen oder
  • öffentlich sichtbar sein: zB in Form einer unansehnlichen körperlichen Erscheinung oder Ungeschicklichkeit im gesellschaftlichen Umgang.

Überhöhte Standards

Wenn bei Ihnen die Lebensfalle Überhöhte Standards eine Rolle spielt, versuchen Sie unablässig, extrem hohen Erwartungen an sich selbst gerecht zu werden. Sie messen Ihrem sozialen Status, Wohlstand, Erfolg, Schönheit, Ordnung oder Anerkennung größere Bedeutung bei als Glück, Freude, Gesundheit, dem Gefühl, etwas erreicht zu haben und befriedigenden Beziehungen. Wahrscheinlich wenden Sie Ihre rigiden Wertmaßstäbe auch auf andere Menschen an und verurteilen diese sehr schnell. In Ihrer Kindheit wurde von Ihnen erwartet, daß Sie stets bei allem die oder der Beste waren, und sie haben gelernt, daß alles außer unzweifelhaftem Erfolg mit Versagen gleichbedeutend sei. Man hat Ihnen damals beigebracht, daß letztlich nichts was Sie taten gut genug sei.

Abhängigkeit / Inkompetenz

Menschen die dieser Lebensfalle unterliegen, haben die Überzeugung, dass sie ohne massive Unterstützung anderer nicht ausreichend mit den Erfordernissen des Alltags fertig werden können. D.h. für sich selbst zu sorgen, alltägliche Probleme zu lösen, gute Urteilsfähigkeit zu beweisen, sich neuartigen Aufgaben zu stellen, gute Entscheidungen zu treffen. Diese Lebensfalle gelangt häufig als Hilflosigkeit zum Ausdruck.

Suche nach Anerkennung / Bewunderung

In dieser Lebensfalle unterliegt man einem übersteigerten Streben nach Zustimmung, Anerkennung oder der Aufmerksamkeit anderer Menschen sowie dem Bemühen um Anpassung, auf Kosten der Entwicklung eines stabilen und echten Selbstgefühls. Selbstachtung wird hauptsächlich von den Reaktionen anderer abhängig gemacht, nicht so sehr vom Umgang mit den eigenen natürlichen Neigungen. Diese Lebensfalle ist manchmal mit einer Überbetonung von Status, äußerer Erscheinung, sozialer Anerkennung, Geld oder Erfolg verbunden – als Mittel zum Erlangen von Zustimmung, Bewunderung oder Aufmerksamkeit (nicht primär von Macht oder Kontrolle). Dies führt häufig zu unauthentischen oder unbefriedigenden Entscheidungen in wichtigen Lebensfragen oder zu Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung.

 

Ansprüchlichkeit

Eine weitere Lebensfallen ist die der Anspruchshaltung, diese hängt mit der Fähigkeit, realistische Grenzen zu akzeptieren, zusammen. Menschen, bei denen diese Lebensfalle eine Rolle spielt, haben das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Sie behaupten, sie könnten auf der Stelle alles tun, sagen oder bekommen, was sie wollten. Sie kümmern sich nicht darum, was andere für vernünftig halten, was tatsächlich machbar ist, wieviel Zeit und Geduld es erfordert, dieses Ziel zu erreichen, und was andere dafür bezahlen müssen. Es fällt Ihnen schwer, sich zu disziplinieren – ein Streben nach Überlegenheit sowie Macht und Kontrolle ist solchen Menschen Wichtig und gibt ihnen Sicherheit.
Viele Menschen, bei denen diese Lebensfalle eine Rolle spielt, sind als Kinder verzogen worden. Niemand hat von ihnen erwartet, daß sie Selbstkontrolle entwickelten oder daß sie die gleichen Einschränkungen akzeptierten, die anderen Kindern auferlegt waren. Als Erwachsene werden sie immer noch sehr wütend, wenn sie nicht bekommen was sie wollen.

Versagen

Die Lebensfalle Versagen beinhaltet die Überzeugung, daß Sie in Bereichen, in denen es auf Leistung ankommt, nicht mithalten können, beispielsweise in der Schule, im Beruf und im Sport. Sie glauben, verglichen mit anderen Ihrer Altersgruppe versagt zu haben. Als Kind hat man Ihnen das Gefühl vermittelt, Sie seien zu nichts in der Lage. Vielleicht haben Sie damals unter einer Lernstörung gelitten, oder Sie haben nie gelernt, sich die Disziplin aufzuerlegen, die erforderlich ist, um sich wichtige Fertigkeiten wie die des Lesens anzueignen. Andere Kinder waren stets besser als Sie. Sie hingegen wurden als »dumm« , »untalentiert« oder »faul« bezeichnet. Im Erwachsenenalter bleiben Sie dieser Lebensfalle verhaftet, indem Sie das Ausmaß Ihres Versagens übertrieben darstellen und dieses Versagen durch Ihr Verhalten auch weiterhin »sicherstellen«.

Verstrickung

In der Lebensfalle Verstrickung leben die Betroffenen übertrieben starke emotionale Beziehungen zu einer oder mehreren Bezugspersonen (oft den Eltern) und entsprechende Nähe zu ihnen, auf Kosten der vollständigen Individuation oder der normalen sozialen Entwicklung. Mit der Lebensfalle ist häufig die Überzeugung verbunden, dass eine der and der Verstrickung beteiligten Personen ohne die ständige Unterstützung der anderen nicht überleben oder glücklich sein kann; manchmal auch das Gefühl, von anderen erstickt zu werden oder mit ihnen verschmolzen zu sein, oder ein Gefühl unzureichender Eigenständigkeit. Dies wird oft als Leere und richtungsloses Umhertappen und in Extremfällen als Fragwürdigkeit der eigenen Existenz erlebt.

Bestrafung / Selbstbestrafung

Bei dieser Lebensfalle geht es um die Überzeugung, dass wenn Menschen Fehler machen, streng bestraft werden sollten. Das Schema beinhaltet die Tendenz, wütend, intolerant, unerbittlich und ungeduldig gegenüber sich selbst und anderen Menschen zu sein, die den eigenen Erwartungen oder Vorstellungen nicht entsprechen. Den Betroffenen fällt es gewöhnlich schwer, sich und anderen Fehler zu vergeben – aufgrund mangelnder Bereitschaft, mildernden Umständen Rechnung zu tragen, menschliche Unvollkommenheit zu akzeptieren oder Gefühlen mit Verständnis zu begegnen.

Unterwerfung

Bei der Lebensfalle Unterwerfung opfern Sie Ihre eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte auf, um anderen zu gefallen oder deren Bedürfnisse zu erfüllen. Sie lassen zu, daß andere über Ihr Handeln entscheiden. Das tun Sie entweder aus einem Schuldgefühl heraus – weil Sie fürchten, es würde andere Menschen verletzen, wenn Sie Ihren eigenen Interessen Vorrang gäben – oder aus Angst davor, bestraft oder verlassen zu werden, wenn Sie nicht gehorchen würden. In Ihrer Kindheit hat ein Mensch, der Ihnen sehr nahe stand, wahrscheinlich ein Elternteil, Sie unterdrückt. Im Erwachsenenalter entwickeln Sie immer wieder Beziehungen zu dominierenden und kontrollbesessenen Menschen und unterwerfen sich diesen, oder Sie bauen Beziehungen zu bedürftigen Menschen auf, die so geschädigt sind, daß sie Ihnen nichts geben können.

Pessimismus / Sorgen machen

In dieser Lebensfalle ist man in intensiver Weise auf die negativen Aspekte des Lebens (Schmerz, Tod, Verlust, Enttäuschung, Konflikt, Schuld, Groll, ungelöste Probleme, potentielle Fehler, Verrat, Dinge die Schiefgehen könnten usw.) konzentriert. Dabei werden aber die positiven oder zum Optimismus Grund gebenden Anlässe oder Ereignisse gering gehalten oder völlig übersehen. Das Schema ist gewöhnlich mit einer überhöhten Erwartung verbunden, dass es zu einer schweren Katastrophe kommen wird oder dass zur Zeit eindeutig positive Seiten des eigenen Lebens sich ebenfalls ins Negative kehren werden. Weiters beinhaltet dieses Schema zusätzlich eine übersteigerte Angst davor, Fehler zu machen, die unterschiedlichste katastrophale Folgen haben könnten: finanziellen Ruin, Verlust, Demütigung oder Gefangensein in einer üblen Situation. Menschen die dieser Lebensfalle unterliegen leben in einer übermäßigen Besorgtheit, sind in vielen Bereichen unentschlossen und haben eine gesteigerte Wachsamkeit.

Unzureichende Selbstkontrolle / Selbstdisziplin

Bei dieser Lebensfalle geht es um die generelle Schwierigkeit mit der Selbstkontrolle und einer geringen Frustrationstoleranz beim Bemühen die eigenen Ziele zu verwirklichen oder den erhöhten Ausdruck von Emotionen und Impulsen einzuschränken, bzw. Weigerung, sich diesbezüglich um Beherrschung zu bemühen. Bei einer schwächeren Form dieser handelt man übertrieben bemüht, Unbehagen zu vermeiden (Schmerzen, Konflikte, Konfrontationen, Verantwortung oder Überanstrengung) auf Kosten von persönlicher Erfüllung, Engagement oder Integrität.

Selbstaufopferung

Die Lebensfalle Selbstaufopferung beinhaltet ein übersteigertes Bemühen, in Alltagssituationen freiwillig die Bedürfnisse anderer zu erfüllen – auf Kosten der eigenen Zufriedenheit. Die häufigsten Gründe hierfür sind: das Bemühen, andere nicht zu verletzen, sich als Egoist und deshalb schuldig fühlen zu müssen oder als zu bedürftig wahrgenommen zu werden, oder einfach den Kontakt zu dem/den anderen aufrecht zu erhalten. Oft handelt es sich um eine Reaktion auf akute Sensibilität dem Schmerz anderer gegenüber. Die Lebensfalle verursacht manchmal das Gefühl, die eigenen Bedürfnisse würden nicht ausreichend erfüllt, und weckt Vorbehalte gegenüber denjenigen, für die man sich sorgt (Co-Abhängigkeit).

 

Anfälligkeit für Schädigung / Krankheit

Wenn die Lebensfalle Verletzbarkeit (oder Anfälligkeit für Schädigung oder Krankheit) bei Ihnen eine wichtige Rolle spielt, leben Sie unter dem ständigen Einfluss der Angst, daß in Kürze ein Unglück geschehen wird – ganz gleich, ob es sich dabei um eine Naturkatastrophe, ein Verbrechen, eine lebensgefährliche Erkrankung oder ein finanzielles Desaster handelt. Sie fühlen sich in der Welt nicht sicher. Menschen, bei denen diese Lebensfalle stark ausgeprägt ist, haben in der Kindheit gelernt, die Welt generell als gefährlich anzusehen. Wahrscheinlich haben Ihre EItern Sie zu stark behütet, weil sie zu sehr um Ihre Sicherheit besorgt waren. Ihre Ängste sind übertrieben und unrealistisch, doch sie lassen Ihr Leben von ihnen beherrschen und verwenden Ihre gesamte Energie darauf, für Ihre Sicherheit zu sorgen. Falls Ihre Ängste sich hauptsächlich auf Krankheiten beziehen, könnten Sie beispielsweise eine Panikattacke, eine Aids-Infektion oder das Verrücktwerden fürchten. Geht es hauptsächlich um finanzielle Probleme, befürchten Sie beispielsweise, alles Geld zu verlieren und irgendwann auf der Straße zu stehen. Ihr Gefühl der Verletzbarkeit kann sich aber auch auf andere angsterzeugende Situationen beziehen, beispielsweise auf das Fliegen, auf Überfälle oder auf Erdbeben.

Folgende Bereiche kann man unterscheiden:

  • gesundheitliche Katastrophen: zB Herzinfarkt, Aids usw.
  • emotionale Katastrophen: zB Verrücktwerden
  • äußere Katastrophen: Ausfall eines Zuges, Überfälle, Unfälle ect.

 

Emotionale Gehemmtheit

Bei dieser Lebensfalle sind die Menschen in gesteigerter Weise in Bereichen des spontanen Handelns, Fühlens oder Kommunizierens gehemmt – gewöhnlich um nicht das Missfallen anderer zu erregen oder um Schamgefühle zu vermeiden oder nicht die Kontrolle über die eigenen Impulse zu verlieren. Die häufigsten Formen übersteigerter Hemmung sind:

  • Hemmung von Ärger oder Aggression
  • Hemmung positiver Impulse (Freude, Zuneigung, sexueller Erregung, Spiel)
  • Hemmung beim Ausdruck der eigenen Verletzbarkeit oder bei der freien Kommunikation über Gefühle, Bedürfnisse usw.
  • Überbetonung des Rationalen bei gleichzeitiger Vernachlässigung des Emotionalen.

DIE SCHEMAMODI

Schemamodi sind Zustände oder Facetten des Selbst, die spezifische Schemata oder Schemaoperationen beinhalten. Insgesamt wurden bisher zehn Schemamodi identifiziert, die zu vier allgemeineren Hauptkategorien zusammengefasst werden: KIND-MODI, DYSFUNKTIONALE BEWÄLTIGUNGS-Modi, DYSFUNKTIONALE ELTERN-Modi und den Modus GESUNDER ERWACHSENER.

Die Kind-Modi sind angeboren und bei allen Menschen zu finden. Alle Kinder werden mit dem Potential geboren, sie zu manifestieren. Bisher wurden vier Modi dieser Art identi-fiziert: verletzbares Kind, verärgertes Kind, impulsives / undiszipliniertes Kind und glückliches Kind.

Der Modus verletzbares Kind erlebt gewöhnlich die meisten der zentralen Schemata: Er ist das verlassene Kind, das missbrauchte/ misshandelte Kind, das Entbehrung erlebende Kind oder das zurückgewiesene Kind. Der Modus verärgertes Kind ist der Teil, der wegen Nichterfüllung wichtiger emotionaler Bedürfnisse verärgert ist und der aus seinem Ärger heraus handelt, ohne über die Folgen nachzudenken. Der Modus impulsives/undiszipliniertes Kind drückt Emotionen aus, handelt im Sinne seiner Wünsche und folgt von Augenblick zu Augenblick rücksichtslos seinen natürlichen Neigungen, ohne über eventuelle Konsequenzen seines Handelns für sich selbst und andere nachzudenken. Der Modus glückliches Kind beinhaltet, dass die zentralen emotionalen Bedürfnisse des Betreffenden im Augenblick erfüllt werden.

Die DYSFUNKTIONALEN ELTERN-Modi beinhalten den strafenden Elternteil und den fordernden Elternteil. Befindet sich ein Patient in diesen Modi, wird er den internalisierten Eltern gleich. Der Modus strafender Elternteil straft einen der KIND-Modi, weil dieser angeblich „böse“ ist, und der Modus fordernder Elternteil drängt das Kind ständig, übertrieben hohen Anforderungen zu genügen. Der zehnte Modus ist der des gesunden Erwachsenen. Diesen versucht der Therapeut zu stärken, indem er dem Patienten beibringt, auf die übrigen Modi mässigend einzuwirken, sie zu nähren und zu heilen.